Wir alle haben es schon erlebt: Man ist im Auto und sucht fokussiert nach einer Adresse. Um sich besser konzentrieren zu können, wird das Autoradio abgeschaltet. So oder so ähnlich wird es den meisten Autofahrern in Zukunft in der Stadt Zürich gehen – nicht, weil sie eine Adresse suchen, sondern weil sie sich im Schilderwald der Zwinglistadt zurechtfinden müssen.
Nach der Abstimmung zum Verkehrsrichtplan in der Stadt Zürich liess der Stadtrat die Bombe platzen: Weitere 150 Kilometer Strasse sollen neu unter das Tempo 30- Regime fallen. Obwohl sich der Stadtrat «gnädig» zeigt und nun plötzlich Hauptverkehrsachsen nicht grundsätzlich auf Tempo 30 umstellen will, stellen sich viele Fragezeichen.
Das reduzierte Tempo betrifft nicht nur den motorisierten Individualverkehr, sondern auch die öffentlichen Verkehrsbetriebe. Der Zürcher Verkehrsbund hat signalisiert, dass eine Umstellung jährliche Mehrkosten von 20 Millionen Schweizerfranken mit sich bringen würde – ein Betrag, der weder vom Stadtrat noch von den Verkehrsbetrieben getragen werden möchte. Von Seiten der Blaulichtorganisationen heisst es, mit dem neuen Geschwindigkeitsplan sei die maximal gegebene Einsatzzeit zum Schadensplatz nicht mehr gegeben. Eigens von der Dienstabteilung Verkehr und dem kantonalen Amt für Verkehr durchgeführte Messungen (Wirkungsanalyse) haben zudem ergeben, dass längst nicht alle Autofahrer mit den neuen Signalisationen so zurechtkommen, wie angedacht: So hat sich nur bei fünf von insgesamt neun Strecken die gewünschte Temporeduktion gezeigt.
Natürlich wird der Stadtrat es nicht bei Metalltafeln und edlen Worten belassen: Bauliche Massnahmen und ein Mobility – Pricing warten griffbereit im Köcher, um gegen den Staatsfeind Nummer 1, die Autofahrer, eingesetzt zu werden. Die JSVP West/City lehnt den neuen Geschwindigkeitsplan der Stadt Zürich als völlig überrissen und destruktiv ab. Flächendeckende Massnahmen zur Temporeduktion erfüllen keine sicherheitsrelevanten oder immissionssenkenden Zielsetzungen. Vielmehr sollte jetzt in die Strasseninfrastruktur investiert werden, um auch für zukünftige Herausforderungen in den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren bereit zu sein.
Autor: Pascal Ammann